130. Antworten¹⁾. Erwidern²⁾. Entgegnen³⁾. Versetzen⁴⁾. Sagen⁵⁾. Einwerfen⁶⁾. Einwenden⁷⁾.
Sie kommen darin überein, daß sie sich auf eine an uns gerichtete Rede eines andern beziehen. Erwidern (eig. wiederholen, wiederbringen, und zugleich das Wiederholte oder Wiedergebrachte jemand entgegenbringen) drückt diesen Begriff am allgemeinsten aus. Wir erwidern eine Anrede, welches auch ihr Inhalt sein mag, bald so, wie es der Anredende erwartet, bald durch das Gegenteil. Ein artiger Mann erwidert ein Kompliment mit einem Komplimente, ein grober mit einer Grobheit. Ja, erwidern beschränkt sich nicht bloß auf die Gegenrede, sondern wir erwidern auch an uns gerichtete Handlungen durch eine entsprechende Handlung, z. B. eine Beschimpfung, eine Aufmerksamkeit, ein Gefühl, einen Gruß erwidern. „Es liegt auch schon im Stücke, erwiderte Wilhelm“ (Goethe, Wilh. Meist. V,4). „Die Familiaritäten, die sie sich gegen mich erlaubte, mir aber zu erwidern nicht gestattete“ (Goethe, Dicht. u. Wahrh. II,6). Man antwortet (eig. entgegenreden, Antwort = Gegenwort) aber nur auf eine Frage, eine Bitte oder einen Vorwurf. Man antwortet einem Fragenden bejahend oder verneinend, einem Bittenden willfahrend oder verweigernd, auf einen Einwurf zugestehend oder widerlegend. Entgegnen (eig. entgegen kommen, begegnen, entgegen sein) ist oft gleichbedeutend mit erwidern, doch wird es gewöhnlich dann gebraucht, wenn ein Einwurf gemacht wird. Versetzen (eig. etwas versperren, z. B. den Weg versetzen, hier: einem die Rede abschneiden; mhd. setzen bedeutete auch: schriftlich oder mündlich ausdrücken; daher wurde auch versetzen auf den mündlichen Ausdruck angewandt) hebt hervor, daß mit besonderer Lebhaftigkeit gesprochen wird, eigentlich so, daß man dem andern ins Wort fällt. „Fallen Sie mir nicht ein! versetzte Wilhelm“ (Goethe, Wilh. Meist. V,4). Goethe gebraucht das Wort versetzen in seinen Romanen mit Vorliebe, um dadurch die Lebhaftigkeit der Unterhaltung anzudeuten. — Sagen ist der allgemeinste Ausdruck von allen und bedeutet: durch Reden etwas mitteilen. Es kann daher in jedem Falle stehen, sowohl bei einer bloßen Antwort, wie bei einer Entgegnung, bei einer Zustimmung, wie bei einer Verneinung. Der Ausdruck wird aber gerade wegen seiner Allgemeinheit leicht farblos, und man muß sich immer fragen, ob man nicht statt der allgemeineren Wendung: „Ja, sagte der Graf“ usw., nicht einen prägnanteren Ausdruck zu wählen hat, wie er in den übrigen Worten zu Gebote steht. Einwenden und einwerfen werden nur von einer Antwort gebraucht, die eine entgegengesetzte Meinung zum Ausdruck bringt, und zwar bezeichnet einwerfen einen rascheren und schärferen Widerspruch als einwenden, das besonders die Bescheidenheit in der Vorbringung von Gegengründen hervorhebt. Einwendungen kann man auch gegen einen Befehl, Rat usw. erheben, Einwürfe dagegen nur gegen die Wahrheit eines Satzes.