58. Ackern¹⁾. Pflügen²⁾. Bestellen³⁾.
Ackern heißt ein Stück Land zum Tragen des Getreides durch Bearbeitung mit dem Pfluge geschickt, d. h. einen Acker aus ihm machen. Eine kühne Übertragung vom Acker auf andere Flächen ist der Herdersche Ausdruck: „Das Meer mit Rudern ackern“. Von Furchen, die das Schiff im Wasser zieht, spricht man dagegen häufig. Das Schiff durchfurcht (durchschneidet) das Meer. Das Pflügen ist die bloße Handlung des Furchenziehens, auch ohne die genannte Absicht. Das Bestellen des Ackers schließt das Säen mit ein. Als Kaiser Friedrich I. Mailand eingenommen hatte, zerstörte er es von Grund aus und ließ den Platz, auf dem es gestanden hatte, umpflügen und mit Salz bestreuen, um alle Spuren dieser unglücklichen Stadt zu vertilgen und den Platz selbst nicht zu einem Acker, sondern zur völligen Wüste zu machen. Oft ist aber pflügen nur ein gewählter Ausdruck für ackern. Man sagt auch noch urbar machen, bearbeiten, bebauen, bewirtschaften, kultivieren. Diese Ausdrücke umfassen wie bestellen die gesamte Bearbeitung des Bodens, nicht nur das Ackern. Urbar machen bezeichnet die erste Bearbeitung einer noch völlig wilden Strecke Landes, das bisher dem Ackerbau noch nicht gedient hat. Die Farmer in Amerika müssen die ihnen zugewiesenen Landstrecken in harter Arbeit erst urbar, d. h. ertragfähig machen (urbar hängt zusammen mit dem mittelhochdeutschen Substantiv urbor oder urbar, d. i. der Zinsertrag eines Grundstückes. dann zinsbringendes Grundstück, Zinsgut, und dieses Wort ist wieder auf mitttelhochd. erbërn, d. h. ertragen, Ertrag bringen, zurückzuführen, althochd. urbëran; erst neuhochd. bildete man zu dem Substantivum urbor das Adjektivum urbar, d. i. eigentl. zinstragend, dann ertragfähig, Ertrag bringend). Bearbeiten ist der allgemeinste Ausdruck von allen und bezeichnet, daß dem Boden Arbeit zugewendet wird, ohne Rücksicht darauf, ob es mit Hacke, Spaten, Pflug, Egge, Walze usw. geschieht und ob diese Tätigkeit dem Ackerbau, der Forstwirtschaft oder der Gärtnerei usw. dient. Bebauen sagt man, wenn es sich darum handelt, daß der Boden der Landwirtschaft, überhaupt der Kultur dienstbar gemacht wird, im Gegensatz zu dem Lande, das wild und unbebaut liegen bleibt. Der Ausdruck bebauen ist viel allgemeiner als bestellen, weil bestellen hervorhebt, daß der Boden und die Aussaat so weit vorbereitet werden, daß nur noch die Natur das Ihre zu tun hat, um die Ernte herbeizuführen, während bebauen schlechthin die Nutzbarmachung des Grundes und Bodens ausdrückt. Bewirtschaften richtet den Hauptnachdruck auf den Ertrag, den man durch seine Tätigkeit auf dem Boden erzielen will. Kultivieren ist ein Fremdwort für bebauen, das jede Art der Bodenkultur, auch die Gärtnerei, einschließt.