156. Aue¹⁾. Wiese²⁾. Flur³⁾.
Aue (eig. das alte deutsche Wort für Insel, Land, das von Wasser umflossen ist, mhd. ouwe, ahd. ouwa, d. i. Wasser, Wasserland, Insel, wasserreiches Wiesenland, verwandt mit got. ahwa, Wasser, und mit lat. aqua) ist in seiner größten Allgemeinheit dem erhabenen Teile eines Landes entgegengesetzt. Man übersieht von der Anhöhe die ganze Aue. — „Berg, Tal und Aue besät der Blumen prächtige Menge.“ Uz. — Dann wird es dem waldigen Teile einer niederen Gegend entgegengesetzt und ist eine ganze, weite, fruchtbare Gegend, wie die goldne Aue in Thüringen. In engster Bedeutung ist es aber ein Feld, wo gute Weide für das Vieh ist. — „Er weidet mich auf einer grünen Aue.“ Psalm 23, 2. — Wiese (vergl. Art. 90) ist ein bewässertes Land, dessen Gras zu Heu getrocknet wird. Au ist ursprünglich die schwäbische, Wiese die rheinische (wie Matte die schweizerische) Bezeichnung für denselben Begriff (Grimm, Wb. I, 601). Flur (eig. Fußboden einer Fläche, mhd. vluor, Saatfeld, Boden, Bodenfläche; nur im Hochdeutschen hat sich die Grundbedeutung Fußboden zu der Bedeutung Saatfeld erweitert; engl. floor = Fußboden, Tenne, Stockwerk, dieselbe Bedeutung findet sich im Angelsächsischen, Niederländischen, Nieder- und Mitteldeutschen) ist eigentlich jede Landfläche, dann besonders ein Bezirk Landes, der zu einer Stadt oder zu einem Dorfe gehört. Fluren heißt, die Grenzen eines Ortes bezeichnen, Flurbuch ist das Buch, in dem die Grenzen beschrieben sind. Die Dichter gebrauchen das Wort Flur meist für blühende Felder und grünende Saaten; doch liegt selbst bei ihnen oft diese Rücksicht auf Stadt und Dorf mit zugrunde. „Verlaßt das Haus, zum Paradiese der Flur hinaus.“ Tiedge. „Willkommen, schöner Jüngling! | Du Wonne der Natur! | Mit deinem Blumenkörbchen | willkommen auf der Flur!“ Schiller, An den Frühling. Von einem erhabenen Orte aus übersieht man die ganze Aue und auf dieser eine Menge von Dörfern mit ihren Fluren und Holzungen, und zu diesen Fluren gehören Ackerfelder, Auen und Wiesen.