80. Der Andere¹⁾. Der Zweite²⁾.
Der andere (mit dem bestimmten Artikel verbunden) heißt der eine von beiden, z. B. die andere Hand; ein anderer (mit dem unbestimmten Artikel oder ohne Artikel) heißt irgend einer, der unter einem genannten oder gedachten Gegenstande nicht mit gemeint ist, z. B. die Arbeit wurde einem andern übertragen (als dem, der sich darum beworben hatte). Der zweite dagegen gibt zugleich die Ordnung der verschiedenen Dinge an, ist Ordnungszahl. Wenn ich von anderen Teilen eines Buches, im Gegensatz zu dem ersten spreche, so kann ich damit den zweiten, dritten, vierten usw. Teil bezeichnen, ich lasse die Ordnung und Reihenfolge unbestimmt; wenn ich aber vom zweiten Teil spreche, so meine ich bestimmt damit denjenigen von den anderen Teilen, der in der Ordnung gleich auf den ersten folgt; der andere ist also allgemeiner als der zweite. — Früher wurde der andere als Ordnungszahl gebraucht, man zählte (noch im 17. Jahrh.): der erste, der andere, der dritte usw. Doch gegenwärtig ist es ganz aus diesem Gebrauche durch der zweite verdrängt worden, nur noch Reste finden sich in altertümlichen Wendungen, wie: zum ersten, zum andern, zum dritten! Der, die, das andere kann jetzt nur noch in dem einzigen Falle für der, die, das zweite gesetzt werden, wenn bloß zwei Dinge von der Art vorhanden sind, weil da das andere immer mit dem zweiten zusammenfallen muß; z. B. die Protestanten haben nur zwei Sakramente, das eine ist die Taufe, das andere ist das heilige Abendmahl. Goethe unterscheidet das zweite und das andere in folgendem: „Er (Wilhelm) sah zum erstenmal sein Bild außer sich, zwar nicht wie im Spiegel, ein zweites Selbst [d. h. ganz gleich], sondern wie im Porträt ein anderes Selbst“ [d. h. ihm ähnlich]. Wilh. Meist. Lehrj. VIII, 1 (s. Grimm, Wort. I, 307). Ein zweiter Luther würde demnach ein ganz gleicher Geist wie Luther, ein anderer Luther ein ähnlicher Geist wie dieser sein.