65. Albern¹⁾. Töricht²⁾. Närrisch³⁾.
Läppisch⁴⁾.
Albern (ahd. alawâr, gütig, freundlich, zugeneigt, wahrhaftig, ganz wahr; mhd. alwære, einfältig, albern) war ursprünglich einer, der überall kindliche Einfachheit, Offenheit und Natürlichkeit zeigte; daraus entwickelte sich schon im Mittelhochd. die Bedeutung: einer, der seine angeborenen, natürlichen Fähigkeiten nicht entwickelt hat, sich der Bildung verschließt, namentlich der feinen höfischen Zucht; gegenwärtig ist das Wort nur noch in diesem tadelnden Sinne gebräuchlich und bezeichnet geradezu einen, der einen unentwickelten oder schwachen Verstand bekundet (Gegens. verständig; das alte witzig, z. B. „Schlägt man den Spötter, so wird der Albere [dies ist die richtige Form, albern ist ein falscher Nominativ, der erst im 18. Jahrh. aufkam] witzig.“ Spr. S. 19, 25), der als Erwachsener sich kindisch benimmt. „Der beständig faselt, ist albern“ (Kant. 7, 388). Das Wort gehört jetzt mehr der Umgangssprache an, in gewählter Rede wird es vermieden, höchstens einmal als Kraftwort verwandt. Im 18. Jahrh. (z. B. bei Goethe und Lessing) hatte das Wort nicht ganz den herben Klang wie gegenwärtig. — Töricht ist einer, dem Erfahrung und Besonnenheit mangeln (Gegens. weise, klug), das gibt sich kund in der Wahl verkehrter Zwecke oder verkehrter Mittel usw. Ein Mensch, dem es nicht an Verstand fehlt, ja, der sogar ein großes Maß natürlichen und erworbenen Verstandes hat, kann oft aus Leidenschaft oder aus einer vorgefaßten Meinung töricht handeln und urteilen. So kann ein Mensch, der im höchsten Grade verliebt ist, tausend Torheiten tun und sagen. „So ein verliebter Tor verpufft | euch Sonne, Mond und alle Sterne | zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft“ (Goethe, Faust I, Spaziergang). Das Nämliche, ohne Verblendung durch eine Leidenschaft, getan oder gesagt, würde einen Mangel an Reife des Verstandes verraten, und man würde ein solches Handeln ein albernes nennen. Das Törichte ist närrisch, wenn das Ungereimte darin so auffallend, aber auch zugleich so unschädlich ist, daß es Lachen erregen kann.
Das Wort läppisch (neuhochdeutsche Bildung zu mittelhochd. Lappe, d. i. Laffe, alberner Mensch, das im älteren Neuhochdeutsch noch vorkam) hebt das Unreife und Ungenießbare hervor; es berührt sich vielfach mit kindisch. Ein sinnloses, unreifes Verhalten, namentlich junger Leute, z. B. am Biertisch, auf Ausflügen, bei Spielen usw. nennt man ein läppisches Betragen.