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26. Abgrund¹⁾. Schlund²⁾.

1) Precipice (abyss, depth).
Précipice (abîme).
Precipizio (abisso).
2) Gulf.
Gouffre.
Baratro (voragine).

Abgrund (eig. was in die Tiefe hinabführt, was ohne Grund ist) bedeutet eine jede große Tiefe, auf deren Grund man gar nicht oder nur sehr wenig und schwach sehen kann. „Am Abgrund leitet der schwindlichte Steg“ (Schiller, Berglied). Schlund (von ahd. slintan, schlingen, eig. das, was verschlingt; unser nhd. schlingen, d. i. herunterschlucken, ist nichts anderes als das alte mhd. slinden, nur daß unter Anlehnung an das Verbum schlingen, d. i. winden, flechten, mhd. slingen, der alte Zahnlaut in einen Gaumenlaut geändert wurde; Schlund behielt den alten Zahnlaut bei) bezeichnet die enge Öffnung einer Tiefe nach oben, dann auch eine solche Tiefe mit enger Mündung überhaupt. „Der größte Teil [der ausgeworfenen Steine] fiel in den Schlund [des Vesuvs] zurück“ (Goethe, Ital. Reise, 6. März 1788). „Ein gewaltiger Donner, der aus dem tiefsten Schlunde hervortönte ...“ (Goethe, ebenda). Dem feurigen Schlunde eines Kraters entsprechend redet man auch von den Feuerschlünden der Kanonen. Beim uneigentlichen Gebrauch der Worte hebt Abgrund das unergründlich Tiefe und Unermeßliche einer Sache hervor (z. B. Abgrund der göttlichen Weisheit, des Jammers [Klopst. Mess. 12, 752], des Verderbens usw.), Schlund dagegen die Vernichtung durch gewaltsames Fortreißen in einen Abgrund, z. B. Schlund des Todes, des Grabes; ein öffentliches Spielhaus ist ein Schlund, welcher das Vermögen unerfahrener Jünglinge verschlingt usw.