125. Anstößig¹⁾. Ärgerlich²⁾.
Ärgerlich (ahd. argirôn, verschlimmern, verschlechtern; das Verbum ist abgeleitet von dem ahd. Komparativ argiro, d. i. ärger, schlimmer) bedeutet das, was auch unvermerkt andern zur sittlichen Verschlimmerung gereichen kann; anstößig (eig. das, was anstößt) ist alles, was mit der guten Sitte in Widerspruch steht, sofern es unser sittliches Gefühl verletzt. Schlechte Reden und Handlungen eines Vaters können seinen unmündigen Kindern ärgerlich werden, indem sie sich dadurch zum Bösen gewöhnen, aber sie sind ihnen nicht anstößig; sie bemerken das Unsittliche darin nicht, weil ihre Vernunft und ihr sittliches Gefühl noch nicht gebildet genug ist. „Hebe dich, Satan, von mir, du bist mir ärgerlich“ (Matth. 16, 23). Zwischen den Substantiven Anstoß oder Ärgernis besteht dieselbe Sinnverwandtschaft. „Das richtet vielmehr, daß niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis darstelle“ (Röm. 14, 13). Doch ist ärgerlich in der angegebenen Bedeutung im Veralten begriffen und wird vorwiegend in der Bedeutung verdrießlich (was mir Ärger und Verdruß bereitet) gebraucht; diese Bedeutung kommt aber hier nicht in Betracht.