133. Anwesend¹⁾. Gegenwärtig²⁾.
Zugegen³⁾.
Anwesend (eig. an einem Orte sein, Gegens. abwesend, von dem alten Infinit. wesen = sein) bedeutet einen Ort als Teil eines Raumes einnehmen, geht also leicht auf einen weiteren Kreis. „Die Statthalterschaft gab, so lange der König in den Niederlanden selbst anwesend war, mehr Ehre als wirklichen Einfluß“ (Schiller). Bei der Gegenwart (eig. einer Sache entgegengewendet oder gegenüber befindlich sein; aus gegen und dem alten bloß in Zusammensetzungen erhaltenen ahd. und mhd. Adjektivum wert, wart, das so viel bedeutet wie: befindlich, gewendet, gerichtet, und vielleicht mit lat. vertere, d. i. wenden, kehren, oder nach anderer Annahme mit werden, d. i. entstehen, verwandt ist; dasselbe Adjektivum wert liegt der Nachsilbe -wärts, d. i. der Genitiv von wert: wertes, in abwärts, aufwärts, rückwärts usw. zugrunde; ebenso ist das Adjektivum -wärtig, das auch nur in Zusammensetzungen vorkommt, von diesem alten Adjektiv abgeleitet, z. B, gegenwärtig, auswärtig, -widerwärtig u. a.) kommt es auf die unmittelbare Einwirkung an, so daß die Sache, bei der wir gegenwärtig sind, unmittelbar auf uns oder wir auf sie wirken können. Daher sagen wir von Gott, daß er in der Welt gegenwärtig sei, weil er auf alle Dinge in derselben unmittelbar wirkt; man sagt aber nicht, daß Gott in der Welt anwesend sei, weil er nicht zu den Dingen gehört, die ihren Ort in der Welt einnehmen. Daher wird gegenwärtig auch von der Zeit gebraucht und den vergangenen Dingen entgegengesetzt, d. h. denen, die nicht mehr unmittelbar auf uns wirken können. Zugegen wird wie anwesend nie von der Zeit, sondern nur vom Raume gebraucht; es bedeutet die Richtung gegen ein Ding hin und zeigt die Teilnahme an einer Handlung an; es bezieht sich daher meist auf einen kleineren Kreis. So kann man sagen: Ich war zwar während des großen Brandes in der Stadt anwesend, war aber bei dem Brand selbst nicht zugegen, weil ich durch Krankheit an das Zimmer gefesselt war.