109. Anpreisen¹⁾. Preisen²⁾. Empfehlen³⁾.
Preisen (mhd. prîsen, von frz. priser, schätzen, taxieren, das auf afrz. prîs, nfrz. prix, beruht, lat. pretium, Wert, eig. den Wert einer Sache hervorheben) bedeutet überhaupt auf die Vorzüge einer Person oder Sache nachdrücklich hinweisen, ohne Rücksicht auf einen bestimmten Zweck. Anpreisen aber drückt durch die Vorsilbe an die Absicht aus, einen andern, dem gegenüber man die Sache preist, zur Annahme derselben geneigt zu machen. Empfehlen (von ahd. fëlahan, übergeben, enphëlhen, übergeben zur Besorgung oder Bewahrung oder zum Besitz) heißt, eine Person oder Sache dem Wohlwollen, der Gunst jemandes übergeben, ohne daß dabei auf den Wert der Person oder Sache besonders hingewiesen wird; ein junger Mann wird z. B. einem Geschäftshause empfohlen, d. h. man bittet das Geschäftshaus, ihn mit Wohlwollen bei sich aufzunehmen, nicht bloß seiner guten Eigenschaften wegen, sondern auch aus Rücksicht und Vertrauen gegen den Empfehlenden. Empfehlen ist daher ein gewählterer Ausdruck, als anpreisen; das wiederholte, nachdrückliche Hervorheben des Wertes einer Sache gegen einen andern, bloß zu dem Zwecke, damit dieser die Sache annehme, hat etwas Unbescheidenes und Aufdringliches; es entsteht auch der Verdacht, ein Wert, der sich nicht selbst geltend mache, könne nur ein eingebildeter sein. Anpreisen wird daher meist nur von Sachen gebraucht (z. B. der Verkäufer preist die Ware an), empfehlen auch von Personen. In anpreisen liegt auch der Sinn verborgen, daß der Anpreisende durch die Annahme von seiten eines andern einen Vorteil hat; in empfehlen ist diese Nebenbedeutung durchaus nicht enthalten. Man sagt z. B., eine politische Partei preist einen Kandidaten an, d. h. sie hebt den Wert des Kandidaten nur deshalb hervor, weil seine Wahl ihr Vorteil gewähren würde. Auch nach dieser Seite hin ist also empfehlen edler, als anpreisen.