175. Aufklärung¹⁾. Erleuchtung²⁾.
Erleuchtung bezeichnet die Vollkommenheit der Erkenntnis von der Seite ihrer Lebhaftigkeit, Anschaulichkeit und Einwirkung auf den Willen; Aufklärung hingegen von der Seite ihrer bloßen Deutlichkeit in dem Verstande. Bedeutet also Erleuchtung eine Klarheit von so beträchtlicher Stärke und eine so unmittelbare Anschauung, daß sie merkliche Gemütsbewegungen wirkt, so kann man sie leicht für übernatürlich halten. Denn in diesem Zustande des unmittelbaren leidenschaftlichen Anschauens glaubt der Mensch sich unter der näheren Einwirkung der Gottheit. In der mystischen Theologie, welche dieses Wort von jeher aufgenommen hat, ist dies desto natürlicher und unvermeidlicher, als darin die Gottheit selbst als ein Licht vorgestellt wird, das Ausflüsse denjenigen endlichen Geistern mitteilt, die für sie empfänglich sind. „Ich muß es anders übersetzen, | wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.“ Goethe, Faust I.