111. Anschlag¹⁾. Entwurf²⁾. Plan³⁾. Projekt⁴⁾.
Anschlag (von anschlagen, hier in der Bedeutung: das Gewehr an die Wange schlagen, um zu zielen; Anschlag heißt dann der an die Wange gelegte Teil des Gewehrs, besonders aber das Zielen, daraus hat sich, auf das Geistige übertragen, die vorliegende Bedeutung entwickelt, s. Grimm, Wörterb. I, 440) drückt nur das Vorhaben und die Absicht selbst aus, Entwurf (von entwerfen, d. i. ein Bild im Umriß darstellen) zugleich die Auffindung und Anordnung der Mittel, durch die man die Absicht erreichen kann. Man sagt z. B. Verschworne machen Anschläge auf das Leben des Fürsten und Entwürfe zur Ausführung ihrer Anschläge. „Sie gedachten dir Übels zu tun und machten Anschläge, die sie nicht konnten ausführen.“ Ps. 21, 12. „In allen Entwürfen getäuscht ... wieder zum dritten Mal Wilddieb.“ Schiller, Der Verbrecher aus verlorener Ehre. Während beim Entwurf die Art und Weise der Ausführung nur allgemein und flüchtig angedeutet wird, ist der Plan (von frz. le plan, ebener Boden, oder von la plaine [früher plane], die Fläche, die Ebene, v. lat. planus, eben, bedeutet eigentlich die ebene Fläche, dann namentlich eine solche Fläche, auf der etwas angelegt wird [s. Art. 101]) dagegen ein wohlbedachter Entwurf, zu dessen Verwirklichung bereits die speziellen Mittel genau berechnet und angeordnet sind. „Was war eigentlich der Plan, den Moses in der arabischen Wüste ausdachte?“ Schiller, Die Sendung Moses. Den Plan setzt Schiller geradezu dem Zufall entgegen. Das Fremdwort Projekt (von lat. projicĕre, eig. vorwerfen, dann: fortwerfen, verwerfen, endlich: entwerfen, darstellen, von jacĕre, werfen) bezeichnet ursprünglich nur die Darstellung eines Gegenstandes auf einer Fläche, die Übertragung körperlicher Gegenstände auf eine Ebene, besonders den Grundriß von Gebäuden, Anlagen usw. Später wurde das Wort auch auf andere Entwürfe übertragen und bezeichnete den Entwurf, Plan überhaupt. Projekt bezeichnet, da es von dem aufgezeichneten Riß ausgeht, stets einen bereits deutlich entworfenen Plan, der entweder im allgemeinen (Generalprojekt) oder bis ins einzelne (Spezialprojekt) festgestellt ist. Daher wird es auch in der Zusammensetzung Projektmacher gebraucht, d. i. ein Mensch, der immer Pläne bis ins einzelne entwirft, ohne je einen wirklich durchzuführen. Gegenüber den Worten Plan und Entwurf hat das Wort Projekt einen niederen Klang, weil es sehr häufig nichts weiter als ein Hirngespinst, einen undurchführbaren Plan bezeichnet. — Riß (Zeichnung) wird nur von gezeichneten Entwürfen in Linien zu Bauten und ähnlichen Anlagen gebraucht und hat daher die engste Bedeutung von allen hierher gehörenden Ausdrücken. Riß gehört zu dem alten Verbum reißen (mittelhd. rîzen), von dem unser heutiges Verbum ritzen abgeleitet ist. Dieses alte reißen bedeutete ursprünglich: einen Einschnitt machen, dann: ein Zeichnen durch Auftragen von Punkten und Linien. Das Wort ist heute noch in den Zusammensetzungen Reißfeder, Reißzeug, Reißschiene, Reißbrett u. a. enthalten. Riß ist also ein lediglich technischer Ausdruck, der gewöhnlich durch Wörter wie Grundriß, Standriß, Aufriß, Abriß, Umriß, Schattenriß u. a. ersetzt wird. Sehr plastisch sagt Schiller: „Laß doch sehen, ob mein Adelbrief älter ist als der Riß zum unendlichen Weltall“ (Kab. u. L. I,4).