74. Amt¹⁾. Bedienung²⁾. Dienst³⁾. Stelle⁴⁾.
Alle vier Ausdrücke bezeichnen eine feste, zu bestimmten Leistungen verpflichtende Stellung innerhalb der menschlichen Gesellschaft. Amt hebt den ganzen Umfang der mit einer solchen Stellung übernommenen Verpflichtungen und die volle damit verbundene Würde hervor, z. B. Lehramt, Predigtamt, Richteramt, Hofamt, die Kurfürsten hatten jeder ein besonderes Erzamt usw. Oft bezeichnet Amt auch bloß eine einzelne Verrichtung, die jemand aufgetragen worden ist, z. B. „Und die berauschten Kämmerlinge spotten mit Schnarchen ihres Wächteramts“ (Schiller, Macbeth II,4). Dienst weist auf das Abhängigkeitsverhältnis, auf die Unterordnung des eigenen Willens unter einen fremden hin; daher wird das Wort namentlich gebraucht beim Kriegswesen, wo die „Subordination“ ein Haupterfordernis ist (Kriegsdienst). Man sagt ferner: in des Königs, in des Kaisers Dienst stehen oder treten, Hofdienst usw. Seitdem Friedrich der Große sich den ersten Diener des Staates nannte, wird das Wort Dienst auch von den höchsten Stellen gebraucht. „Im Dienste des Vaterlandes verzehre ich mich (Patriae inserviendo consumor)“, Bismarck. Namentlich von Leibeigenen und Unfreien wurde jedoch das Wort früher gebraucht (Frondienst), daher wendet man es auch heute noch bei niedriger Stellung an, z. B. ein Knecht, eine Magd, ein Mädchen usw. hat den Dienst aufgesagt. Bedienung wird von öffentlichen Ämtern gegenwärtig nicht mehr gebraucht und ist in dieser Be- deutung veraltet. (Bei Goethe und Schiller kommt es so noch vor, s. Grimm, Wörterb. I, 1232.) Jetzt wird es nur noch für Dienstleistungen in Privatverhältnissen verwandt, z. B. Bedienung in Wirtshäusern usw. Stelle hebt die Versorgung hervor, die einer erhält, wenn ihm ein Amt oder ein Dienst übertragen wird, zugleich deutet das Wort aber auch den Rang in der Gesellschaft mit an, den jemand durch das Amt erhält. Daher sagt man: er hat eine Predigerstelle, eine Offizierstelle erhalten. Man gebraucht es daher auch von Diensten in der Familie: er hat eine Kammerdienerstelle bekommen. Die höheren Ämter, die mit großem Ansehen und Ehre verbunden sind, nennt man Würden oder Ehrenstellen, weil man voraussetzt, daß man diese nicht des Einkommens und der Versorgung wegen sucht. Sinnverwandt sind auch noch die Ausdrücke Beruf, Metier, Profession, Fach. Beruf bezeichnet überhaupt die Tätigkeit, der jemand sein Leben widmet. Einen Beruf kann man schon haben, auch wenn man noch kein Amt hat. Jemand, der sich für den Lehrer-, Predigerberuf usw. ausgebildet hat, empfängt erst mit der Anstellung innerhalb seiner Berufssphäre sein Amt, gehörte aber dem Berufe selbst schon seit der Vollendung seiner Ausbildung an. Profession bezeichnet lediglich den Beruf des Handwerkers, der daher auch Professionist genannt wird, und ist nur in der Umgangssprache üblich. Metier (franz. métier, das Handwerk, entstanden aus lat. ministerium, d. i. Dienst) bezeichnet gleichfalls zunächst das Handwerk, wird aber dann in scherzhafter Rede auf andere Berufsarten übertragen und steht dann in dem Sinne von Fach überhaupt. Heiraten zu vermitteln ist nicht mein Metier. Jeder bleibe bei seinem Metier (franz. chacun son metier, auch so viel wie: Schuster, bleib bei deinem Leisten!). „Das ist nicht mein Metier“ ist in der Umgangssprache und in mehr burschikoser Ausdrucksweise so viel wie in gewählter Schriftsprache: Das ist nicht meines Amtes. Fach bezeichnet den Beruf in bezug auf die zur Ausübung desselben nötigen besonderen Kenntnisse und Fertigkeiten; die einzelnen Berufsarten werden nach dieser Rücksicht Fächer genannt. Er ist nicht vom Fach, d. h. gehört nicht unserer Berufsart zu. Eine Fachschule ist eine solche, in der nicht eine allgemeine Bildung gegeben, sondern unmittelbar für eine bestimmte Berufsart vorbereitet wird. Man spricht vom Lehrfach, Baufach, Forstfach usw. und von den verschiedensten Fachwissenschaften. Außer der Berufsart und dem Arbeitsgebiet bezeichnet Fach auch den Wissenszweig, z. B. Unterrichtsfach. Er ist in jedem Fach zu Hause.
Neben Stelle gebraucht man auch die Wörter Stellung, Anstellung, Platz, Posten, Engagement. Während Stelle das Amt selbst bezeichnet, drückt Stellung lediglich die Berufsart aus, jedoch in Hinsicht darauf, daß man innerhalb der Berufsart ein festes Amt gefunden hat und nun dadurch in der Gesellschaft nach Rang und Einkommen genau begrenzt ist. Wer eine Offizierstelle hat, befindet sich in der Stellung eines Offiziers. Er hat eine gesicherte, feste, unsichere, höhere, niedrige Stellung in der Gesellschaft. Seine Stellung genügt ihm nicht. Stellung wird jedoch auch gebraucht, um das Abhängigkeitsverhältnis, namentlich in Privatdiensten, zu bezeichnen; der Ausdruck ist dann niedriger als Amt. So sagt man von einem Mädchen, das sich einen Dienst bei einer Herrschaft oder ein Unterkommen als Verkäuferin in einem Geschäft sucht: Es geht in Stellung. Anstellung bezeichnet eigentlich die Handlung des Anstellens oder Angestellt-werdens, z. B. Am heutigen Tage erfolgte seine Anstellung als Prediger. Dann aber bezeichnet es auch allgemein die Versorgung, die jemand durch eine ihm zugewiesene Stelle empfangen hat, z. B. Er hat eine sehr schöne Anstellung gefunden. Platz gebraucht man nur von Anstellungen in kaufmännischen Geschäften; es ist in diesem Sinne durch das franz. place, d. i. Stelle, Amt, bei uns in Gebrauch gekommen, wo wir ja heute noch für Anstellungen in Geschäften in niedriger Umgangssprache Placement hören können. Da im Französischen place in dem Sinne von Stellung, Dienst gebräuchlicher ist als das auch in diesem Sinne verwendete condition, so hat auch Platz das früher bei uns übliche Kondition ganz verdrängt, und nur noch in niedriger Umgangssprache, bei Dienst- und Ladenmädchen kann man heute hören: Sie geht in Kondition (statt des besseren: in Stellung). Man sucht einen Platz in einem Handelshause und erhält einen Platz im Kontor oder im Lager oder im Laden usw. Posten (das aus dem ital. posto entlehnt ist) bezeichnet eigentlich den angewiesenen Standort, dann auch den Satz in einer Rechnung, z. B. Wachtposten, Posto fassen; einen Posten in der Rechnung streichen. Davon ist es dann erweitert worden zu der Bedeutung Stellung überhaupt. Es kann hohe und niedrige Stellungen bezeichnen, hebt die damit verbundene Versorgung und Rangstellung hervor, ist aber nur der Umgangssprache angehörig und in gewählter Sprache nicht üblich, z. B. den Posten eines Generals, Gesandten, Buchhalters, Bierausgebers, Inspektors usw. bekleiden; ein guter, schlechter, einträglicher, ansehnlicher Posten usw. Engagement wird vorwiegend von Schauspielern, Sängern und Artisten gebraucht, höchstens kommt es noch in der Kaufmannssprache vor, indem man eine Directrice, Verkäuferin usw. engagiert.