142. Arbeitsam¹⁾. Geschäftig²⁾. Emsig³⁾.
Unverdrossen⁴⁾.
Arbeitsam bezeichnet eine Charaktereigenschaft und kann auf einzelne Handlungen nicht bezogen werden, wie die übrigen Ausdrücke; man kann etwas geschäftig, emsig, unverdrossen tun, aber nicht arbeitsam. Arbeitsam ist derjenige, der gern arbeitet, Liebe zur Arbeit hat und daher ausdauernd in der Arbeit ist, z. B. eine arbeitsame Familie, Frau usw. „Alle ihre Arbeitsamkeit reichte kaum hin, sich und den Ihrigen das Notdürftige zu verschaffen“ (Goethe, It. R., Palermo 13. und 14. April 1787). Die übrigen Wörter nehmen hauptsächlich auf einzelne Fälle Bezug. Geschäftig sagt man dann, wenn sich einer viel zu schaffen macht, das Wort deutet eine gewisse Unruhe und Hast an und bezieht sich auf jede Art des Tuns, nicht bloß auf Geschäfte, sondern auch auf Vergnügungen usw. Man spricht z. B. auch von einem „geschäftigen Müßiggänger“ (Weigand). Emsig (von ëmaz, das Joch, einer, der so arbeitet, als ob er immer unter dem Joch wäre [Grimm]; Weigand setzt das Wort in Beziehung zu Ameise, d. i. das geschäftige, arbeitsame Tier; auch Kluge neigt sich dieser Ansicht zu, während Hirt Ameise als die „Abschroterin“ vermutend deutet, von ā, ab, und meizzan, meißeln, schroten) hebt hervor, daß anhaltend und rasch zugleich gearbeitet wird. „Vorgearbeitet in dem Steinreiche hat uns Graf Borch sehr emsig“ (Goethe, It. R., Palermo 13. April 1787). Unverdrossen (ohne verdrießlich zu werden) ist einer tätig, der bei der Arbeit weder Überdruß noch Langeweile empfindet, und selbst dann nicht von ihr abläßt, wenn es ihm sauer wird oder sonst unangenehm ist. „Das Beste schaffet unverdrossen!“ (Goethe, Den Freunden am 28. Aug. 1826.) Die Arbeitsamkeit ist der Liebe zum Müßiggange, die Geschäftigkeit der Ruhe, die Emsigkeit der Saumseligkeit und Langsamkeit, die Unverdrossenheit der Empfindung des Überdrusses entgegengesetzt.