155. Atmen¹⁾. Keichen, Keuchen²⁾. Schnaufen³⁾. Schnauben⁴⁾. Hauchen⁵⁾. Blasen⁶⁾.
Atmen, keichen (keuchen ist jetzt die gebräuchlichere Form, noch im 18. Jahrhundert herrschte keichen vor), schnaufen bedeutet außer dem Auslassen auch das Einziehen der Luft in die Lungen. Keichen ist ein starkes oder beschwerliches Atmen. Ein Mensch, der durch Erschöpfung außer Atem ist, oder dem Anstrengung, Engbrüstigkeit usw. das Atmen erschwert, keicht. „Sie schleppt mit keichend-wankenden Schritten | eine große Tafel in Holz geschnitten.“ Goethe, Hans Sachs, p. Send. Heftiges Atmen durch die Nase ist Schnaufen oder Schnauben. — „Dem Hirsche gleich, der mit hochaufgerecktem Haupte schnaufend entfliehen muß.“ Ramler. — Schnauben ist edler, als schnaufen und wird auch im figürlichen Sinne, z. B. von einem stark wehenden Winde, von leidenschaftlichem Handeln gebraucht. „Saulus aber schnaubete noch mit Dräuen und Morden.“ Ap. Gesch. 9, 1. Hauchen und Blasen begreifen nicht das Einziehen der Luft mit in sich, sondern bezeichnen nur das Austreiben derselben. Geschieht dies mit weit offenem Munde, so ist es Hauchen, geschieht es mit zusammengezogenem Munde, so ist es Blasen. Der Hauch ist warm und sanft, das Blasen gewöhnlich stark und heftig. Dieser Unterschied bestimmt auch den Gebrauch der uneigentlichen Bedeutung dieser Wörter. Die Dichter sagen der Hauch, und, wenn sie sich noch sanfter ausdrücken wollen, das Atmen der Weste, aber das Blasen des Nordwindes. „Und kalt her bläst es aus dem Wetterloch.“ Schiller, Tell I, 1.