8. Abendessen¹⁾. Abendmahlzeit²⁾. Abendmahl³⁾. Abendbrot⁴⁾.
Abendessen (auch Nachtessen, namentlich in Süddeutschland) ist überhaupt die letzte Mahlzeit des Tages. „Das Frühstück mit dem Mittagessen verbinden und an dieses durch ein Vesperbrot das Abendessen anknüpfen“ (Goethe). Abendmahl ist von allen Ausdrücken der edelste und bezeichnet ein feierliches Abendessen, an dem viele Personen teilnehmen; gegenwärtig dient dieses Wort (wie auch Nachtmahl) fast nur zur Bezeichnung des zweiten Sakramentes der Protestanten. In die Lücke, die dadurch entstanden ist, hat sich leider das französische souper eingedrängt, das gegenwärtig jedoch erfreulicherweise oft durch das einfache Abendessen ersetzt zu werden pflegt, welches Wort, da die Kirche die ursprüngliche Bezeichnung für sich in Anspruch nimmt, recht wohl auch zur Benennung eines Gastmahles zur Abendzeit verwendet werden mag. Abendmahlzeit hebt den Umstand hervor, daß sich das Abendessen zu derselben Zeit wiederholt; doch ist diese Bezeichnung, als zu lang, in unserer Zeit wenig üblich. Abendbrot, eigentlich einfaches und geringes Abendessen, ist der bescheidenste Ausdruck und wird wegen seiner Kürze mit Vorliebe gebraucht. Das Abendbrot ist in der Regel kalt, das Abendessen warm. — Ein Abendessen, das besonders reichliche und leckere Genüsse und gewöhnlich auch festliches Gepränge bietet, heißt ein Abendschmaus, der zum Abendgelage wird, wenn dabei die Gäste schmausend und zechend sich froh und ungebunden bewegen. Ein bescheidenes und einfaches Abendessen nennt man auch wohl einen Abendimbiß. (Imbiß kommt her von mhd. enbîzen, ahd. inbîzan, d. i. eigentlich anbeißen, essend oder trinkend genießen, speisen.) Wie man sagt: „Ich will erst ein paar Bissen zu mir nehmen,“ so sagt man gewählter: „Ich bat ihn, einen Imbiß (einen Morgen-, Abend-, Nachtimbiß) einzunehmen.“ — In übertragener Bedeutung werden auch die Wörter Tisch und Tafel zur Bezeichnung einer Mahlzeit verwendet. So sagt man: Zu Tische gehen; wir saßen beim Abendtische oder bei der Abendtafel. Abendtafel bezeichnet ein reichliches Mahl, Abendtisch ein einfacheres. „Am Ende einer reichlichen Abendtafel“ (Goethe). Zwischen Mittagessen, Miitagsmahlzeit, Mittagsmahl, Mittagsbrot, Mittagsimbiß, Mittagsschmaus, Mittagstisch und Mittagstafel bestehen dieselben Unterschiede. Unter Vesperbrot versteht man einen Imbiß, der zwischen dem Mittag- und Abendessen eingenommen wird. In manchen Gegenden Sachsens heißt des Vesperbrot halber Abend, in Bayern Dreiuhrbrot, in Österreich die Jause oder Jausen (aus dem Slawischen), eigentlich: Mittagbrot; diese Bedeutung hat der Ausdruck auch noch in Tirol und Kärnten, wo jausen auch soviel wie vespern heißt. In der Schweiz sagt man: zur Brend (d. i. zu Vesper, vespern) essen (entstanden aus lat., ital. die Merénda, das Marénd = Vesperbrot). Vgl. Sanders, Wb. deutsch. Syn. 29. Da England und Frankreich eine andere Einteilung der Geschäftszeit und der Mahlzeiten haben, so decken sich die Ausdrücke Abendessen und Souper sowie Mittagessen und Dîner, engl. Dinner, genau genommen, nicht. Vielmehr liegt die Hauptmahlzeit, die bei uns in Deutschland das Mittagessen ist, in England und Frankreich abends, gewöhnlich um 7 oder 6 Uhr, und diese abends gehaltene Hauptmahlzeit heißt engl. Dinner, franz. Dîner. Dagegen nimmt der Engländer und Franzose mittags ein zweites, warmes Frühstück ein, ein Gabelfrühstück, das in England lunch oder luncheon, in Frankreich déjeuner à la fourchette oder déjeuner-dînatoire oder besser déjeuner-dîner genannt wird. — In Hamburg und anderen norddeutschen Städten hat sich die englische Tischzeit vielfach eingeführt, auch in anderen deutschen Großstädten, so daß mittags der Lunch vielfach bei uns gebräuchlich geworden ist.