164. Aufgeweckt¹⁾. Munter²⁾. Lebhaft³⁾. Lustig⁴⁾. Ausgelassen⁵⁾. Übermütig⁶⁾.
Die Munterkeit kann schon aus dem bloßen Gefühle der körperlichen Kräfte entstehen und sich durch das Leben in den Bewegungen und die Energie der Empfindungen äußern, z. B. er ist gesund und munter. „Munter fördert seine Schritte | fern im wilden Forst der Wandrer.“ Schiller, Glocke. Man setzt sie daher auch der Mattigkeit (Schlaffheit) entgegen, die man empfindet, wenn man nicht recht wohl ist. Aufgeweckt wird nur von der erhöhten Tätigkeit der geistigen Kräfte gebraucht, wie munter zuweilen auch. Beide Ausdrücke bedeuten dann eigentlich einen, der völlig frei von Schlaf, völlig wach ist — und werden geradezu als Gegensatz zu verschlafen, schläfrig (in der niederen Sprache schlafmützig) gebraucht. „Das Herz, es ist munter, es regt sich, es wacht.“ Goethe, Pandora I. So spricht man von einem munteren, aufgeweckten Kopfe; ein solcher hat sehr klare Vorstellungen, und diese drücken sich durch leichte, schnelle und kräftige Bewegungen aus. Aufgeweckt sagt noch mehr, als munter; munter ist ein Lieblingswort Gellerts. Auch Hagedorn gebraucht es gern, z. B. Johann, der muntre Seifensieder. Lebhaft geht gleichfalls, wie munter, auf körperliche und geistige Tätigkeit und bezeichnet eigentlich einen, in dem viel Leben ist (Gegens. matt, unbelebt, ohne Leben). Es bezeichnet die Stärke, Energie in den Beziehungen des Einzelwesens zur Umgebung, zum Allgemeinen überhaupt, z. B. lebhafte Farben, d. i. solche, die sich von ihrer Umgebung kräftig abheben. Auf Geistiges übertragen bezeichnet lebhaft namentlich die sinnliche Kraft der Vorstellungen und weist besonders auf die erhöhte Tätigkeit der Phantasie hin; überhaupt geht es überwiegend auf die Empfindung, während aufgeweckt sich mehr auf die Verstandestätigkeit bezieht; munter sagt weniger als lebhaft. „Doch blieb sie im ganzen munter, nur ohne große Lebhaftigkeit.“ Goethe, Wanderj. I, 5. Lustig bezieht sich nur auf das Gefühl und kann auf die Verstandestätigkeit nicht angewendet werden. (S. Art. 162.) Auch bezeichnet es nur, wie munter, die sinnliche Stärke einer angenehmen Empfindung, während lebhaft von jeder Empfindung, auch von einer unangenehmen gesagt werden kann, z. B. lebhafter Schmerz, lebhafte Sehnsucht, Wehmut. Den Vater erfüllte lebhafte Besorgnis um das Schicksal des Kindes. Ganz verkehrt würde es sein, hier von einer munteren, aufgeweckten oder lustigen Besorgnis zu reden. Übermütig bezeichnet einen höheren, ausgelassen den höchsten Grad von Lustigkeit, gepaart mit Mutwillen. „Übermut tut selten gut!“ sagt das Sprichwort und warnt damit vor dem Hinausgehen über das gebotene Maß, das auch für die Fröhlichkeit und das Leben in Freude und Genuß besteht. Während Übermut aber auch Vermessenheit, Stolz und Ungestüm in sich schließen kann, bezeichnet Ausgelassenheit lediglich die harmlose übermäßige Lustigkeit besonders der Kinder und der Jugend, die sich noch närrisch freuen kann. „Ausgelassene Scherze“ können freilich auch die Grenze der Wohlanständigkeit überschreiten, aber sie sind doch ohne Bosheit und schlimme Absicht. — Auch frisch und rege sind mit den genannten Wörtern sinnverwandt. Frisch bezeichnet namentlich (in der vorliegenden Sinnverwandtschaft) den belebten und gekräftigten Zustand des Körpers oder Geistes nach genossener Ruhe und Erholung (Gegens. schlaff, abgespannt, matt, erschöpft) oder das Jugendlich-Lebendige und ursprüngliche (Gegens. welk). Das Werk ging frisch von statten. Er ging mit frischem Mute an die Arbeit. Das Kleid hat frische Farben. Rege weist auf den inneren Trieb und Drang hin, z. B. ein reger Geist, rege Teilnahme, und dann auf eine lebendige Bewegung überhaupt, z. B. reger Verkehr, reges Gewühl.