57. Ackerbauer, Ackermann¹⁾. Landwirt²⁾.
Bauersmann, Bauer³⁾.
Ackerbauer ist der allgemeinste Ausdruck, er bezeichnet überhaupt den, der Ackerbau treibt. Statt Ackerbau gebraucht man auch die Ausdrücke Feldbau, Landbau, Landwirtschaft, Agrikultur. Feldbau, auch Landwirtschaft, hebt die Bebauung und Bewirtschaftung der Felder hervor und ist ursprünglich nur ein Teil des Ackerbaues oder der Landwirtschaft, die sich aus Feld-, Wiesen-, Forst- und Viehwirtschaft zusammensetzt. Doch wird Feldbau auch im allgemeineren Sinne für Ackerbau überhaupt gebraucht und ist dann ein wenig üblicher, der Umgangssprache fremder und bloß der Schriftsprache angehöriger Ausdruck für Ackerbau. Landbau ist ein seltener und im allgemeinen durch Landwirtschaft jetzt verdrängter Ausdruck für Ackerbau. Landwirtschaft ist die sowohl in der gewählten Rede wie in der Wissenschaft übliche Bezeichnung für Ackerbau. Während Ackerbau auch die ältesten, rohen Anfänge dieses Berufszweiges bezeichnet, drückt Landwirtschaft den modernen, durch die Mittel der Wissenschaft geförderten Betrieb des Ackerbaues aus. Agrikultur ist ein heute bereits veraltetes Fremdwort für Ackerbau oder Ackerbaukunde, das mit dem wissenschaftlichen Betriebe der Landwirtschaft aufkam, heute aber durch das deutsche Wort Landwirtschaft nach jeder Richtung hin vollkommen ersetzt wird. Nur in der Zusammensetzung Agrikulturchemie ist es noch in etwas häufigerem Gebrauche. Doch wird auch dieses Fremdwort gegenwärtig oft durch landwirtschaftliche Chemie ersetzt. Man spricht heute nicht mehr von Agrikulturschulen, sondern von Landwirtschaftsschulen oder landwirtschaftlichen Anstalten. Agrikultur hat dasselbe Schicksal gehabt wie Hortikultur, das auch längst durch Gartenbau und Gartenbaukunde verdrängt worden ist. Allgemeiner als Agrikultur ist Bodenkultur, das außer der Land- und Forstwirtschaft auch die Gärtnerei mit umfaßt.
Ein Ackermann ist derjenige, dessen Hauptgeschäft der Ackerbau ist und zwar so, daß er selbst Hand anlegt, er mag übrigens in der Stadt oder auf dem Lande wohnen. Der Landwirt und Bauer (von dem alten bauen = wohnen, sich niederlassen) wohnen aber auf dem Lande; das Wort Bauer zeigt zugleich den Stand an (im Gegens. zu Bürger [Burg-, d. i. Stadt-bewohner] und Edelmann). Da sich aber an den Namen Bauer die Vorstellung des Rohen und Ungebildeten heftete, so daß er sogar als Scheltwort gebraucht wurde, so bildete man andere Wörter, um den Stand zu bezeichnen; solche Wörter sind: Bauersmann, Landmann, die beide edler klingen als Bauer. Landmann (Plur. Landleute) bezeichnet häufig schlechthin den Landbewohner im Gegensatz zum Stadtbewohner, doch dient es auch zur Bezeichnung dessen, der Landbau treibt. Bauersmann ist immer eine einzelne Person aus dem Bauernstande (Gegensatz: Bauerfrau, Bäuerin, Mehrzahl, beide Geschlechter umfassend: Bauersleute). Landwirt ist der edelste und gewählteste Ausdruck und bezeichnet namentlich solche, die den Ackerbau im großen betreiben. Während Landmann, Ackermann, Ackerbauer vorwiegend die Beschäftigung mit dem Ackerbau ausdrücken, weist der Ausdruck Landwirt auf die gesamte, auf dem Ackerbau beruhende Wirtschaft hin. Landwirte können auch Edelleute oder Männer der Wissenschaft sein. — Das Fremdwort Ökonom, das man häufig für Landwirt gebraucht, ist ein ebenso entbehrlicher wie schiefer Ausdruck wie Ökonomie für Landwirtschaft. Sofern ein Landwirt oder ein Anhänger der Landwirtschaft, namentlich in der Politik, einseitig die Interessen der Landwirtschaft betont und fördert, heißt er ein Agrarier und seine Partei eine agrarische.