36. Ablernen¹⁾. Absehen, Abgucken²⁾. Abmerken, Ablauschen³⁾.
Absehen geht nur auf den Sinn des Gesichts, abmerken und ablernen bezeichnet jedes Auffassen, auf welche Weise es auch geschehe. Der Kunstgriff eines Taschenspielers z. B. kann abgesehen, abgemerkt oder abgelernt werden, der Vortrag eines Gesangstückes kann einem großen Sänger nur abgemerkt oder abgelernt, nicht abgesehen werden. Ablernen kann aber nur dann gesetzt werden, wenn man zugleich die Fähigkeit gewinnt, das Wahrgenommene selbst wieder auszuüben. Denn Lernen heißt zugleich, die Fertigkeit erwerben, etwas zu verwerten. Wer nicht selbst Künstler ist, kann z. B. einem Maler einen Kunstgriff absehen oder abmerken, aber nicht ablernen. Absehen weist mehr auf ein rasches, zufälliges Erfassen, abmerken mehr auf ein allmähliches durch gespanntes Aufmerken und Nachdenken hin. Ein besonders feines Abmerken heißt ablauschen, z. B. der Dichter hat diesen Zug dem Leben abgelauscht. Abgucken ist ein Volksausdruck für absehen. „Wie er räuspert, wie er spuckt, | das habt ihr ihm glücklich abgeguckt“ (Schiller, Wallensteins Lager, 6. Auftritt).