78. Anblicken¹⁾. Erblicken²⁾.
Blicken³⁾.
Achtung ist der allgemeinere Ausdruck und bezeichnet überhaupt das Gefühl von dem Werte oder der Würde einer Person oder Sache. „Achtung ist die Anerkennung einer Würde (dignitas) an andern Menschen“ (Kant 5, 301 ed. Hartenstein. Leipzig 1838). Nur bei der herkömmlichen Höflichkeitsskala bezeichnet Hochachtung einen höheren Grad der Achtung; in Briefen z. B. bekundet hochachtungsvoll ein größeres Ehrfurchtsgefühl als achtungsvoll; doch reicht da das einfache hochachtungsvoll schon nicht mehr aus, man greift zu hochachtungsvollst, oder man schreibt mit vorzüglicher, mit ausgezeichneter Hochachtung usw. Daher muß zwar ein jeder Mensch Achtung vor sich selber haben, das ist, ein Gefühl von der Würde seiner vernünftigen Natur, und diesem Gefühle gemäß handeln, aber die Bescheidenheit verbietet ihm, diese Achtung Hochachtung zu nennen. Außerhalb dieses Kreises der Konvenienz aber kann Achtung, das ganz allgemein sowohl einen geringen, wie einen hohen Grad der Wertschätzung anzeigen kann, auch den höchsten Grad der Anerkennung fremden Wertes ausdrücken. Weigand führt als Beweis dafür an, daß man von Achtung auch gegen das höchste Wesen und gegen seine Gesetze, überhaupt Höheren gegenüber spreche. So sagt z. B. Waüenstein: „Aus schuld’ger Achtung gegen meinen Kaiser“ (Schiller, Picc. II,7). Hier würde Hochachtung sogar matt und blaß sein Überhaupt verschmäht es der Dichter, die von der Konvenienz gewählten Worte im edlen Stile anzuwenden. Von Hochachtung gegen Gott zu sprechen, wäre eben so abgeschmackt, als wenn man ihm die in der Gesellschaft üblichen Titulaturen beilegen wollte. — Das Wort Verehrung, das noch nicht als konventionelle Wendung verbraucht ist, sondern in seinem ursprünglichen Sinne auch Gott gegenüber (z. B. Gottesverehrung) gebraucht wird, sowie dem geliebten Wesen gegenüber (z. B. Verehrung einer geliebten Frau, Verehrung der Eltern usw.), wird heute aber schon vielfach konventionell verwendet. Es steht da höher als Hochachtung und nimmt seinen Platz nach den Ausdrücken „mit Ehrfurcht, in Ehrerbietung“ ein, bezeichnet aber ein herzlicheres, persönlicheres Verhältnis zu der verehrten Person, hat also einen wärmeren Ton als Ehrfurcht und Ehrerbietung. Briefe werden daher heute vielfach mit den Worten: Verehrungsvoll (statt: hochachtungsvoll), in Verehrung, in größter Verehrung usw. geschlossen (vgl. 416).