208. Aussprache¹⁾. Ausdruck²⁾.
Die Aussprache bezieht sich auf die Artikulation der Wörter, Silben und Laute; der Ausdruck auf die Art, wie der Zusammenhang der Wörter und Redeteile deutlich, vernehmlich und verständlich gemacht wird. Wer einen Fehler an den Sprachwerkzeugen hat, so daß er die Bewegungen derselben nicht gehörig hervorbringen kann; wer lispelt oder schnarrt, oder wer in einer Sprache mit dem rechten Laute eines jeden Wortes noch nicht bekannt oder in der Hervorbringung desselben noch nicht geübt ist, der hat eine fehlerhafte Aussprache. Man kann aber in einer Sprache, deren Aussprache man vollkommen mächtig ist, ja in seiner eigenen Muttersprache, bei der vollkommensten Aussprache einen fehlerhaften Ausdruck haben, wenn man zu leise, zu geschwind, zu langsam oder mit zu wenig Empfindung spricht, oder die Worte und Sätze nicht dem Zusammenhange gemäß verbindet und trennt, und also einen undeutlichen und unverständlichen mündlichen Vortrag hat. Zu einem guten mündlichen Vortrage gehört ein geläufiger, deutlicher, vernehmlicher und verständlicher Ausdruck und eine richtige Aussprache. Aussprache betrifft mehr den elementaren, Ausdruck den höheren Teil der Anforderungen, die man an die Handhabung der Sprache stellt. „Der Graf ... lobte den besonderen Ausdruck der Vorlesung.“ Goethe, W. M. Lehrj. III, 10.