45. Absicht¹⁾. Zweck²⁾. Endzweck³⁾. Augenmerk⁴⁾. Ziel⁵⁾.
Zweck (urspr. ein kurzer Eisennagel oder Holzpflock [jetzt noch Schuhzwecken], namentlich der Nagel in der Mitte der Schießscheibe, nach dem der Schütze zielt) bezeichnet überhaupt das, warum und wozu etwas getan wird, oder warum und wozu etwas da ist, z. B. „Der Zweck der Tragödie ist Rührung“ (Schiller, Über die tragische Kunst). So spricht man vom Zweck einer Reise, einer Handlung, eines Gesetzes, eines Buches usw. Ziel (urspr. das Ende oder die Grenze, die für einen Gegenstand oder für eine Tätigkeit gesetzt wird, namentlich der beim Wettlauf zu erstrebende Ort oder Gegenstand) ist der Endpunkt, der erstrebt wird, z. B. das Ziel einer Reise ist der Ort, nach dem man reist, der Zweck einer Reise ist die Erholung, ein Geschäft, ein Besuch usw. „Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel“ (Phil. 3, 14). „Sie (die Natur) setzt alle Augenblicke zum längsten Lauf an und ist alle Augenblicke am Ziele“ (Goethe, Die Natur, Tiefurter Journal 1782). Da ein Zweck, wenn er erreicht ist, wieder als Mittel zu einem höheren Zwecke dienen kann und so fort, so nennt man den letzten Zweck, zu dessen Erreichung die untergeordneten nur Mittel sind, Endweck. Oft setzt man dafür auch Hauptzweck oder letzter Zweck, z. B. „Die Kunst erfüllt ihren Zweck durch Nachahmung der Natur, indem sie die Bedingungen erfüllt, unter welchen das Vergnügen in der Wirklichkeit möglich wird, und die zerstreuten Anstalten der Natur zu diesem Zwecke nach einem verständigen Plan vereinigt, um das, was diese bloß zu ihrem Nebenzwecke machte, als letzten Zweck zu erreichen“ (Schiller, a. a. O.). Absicht hat derjenige, der nach einem Ziele oder Zwecke mit klarem Bewußtsein strebt (eig. es darauf absieht). So kann ein böser Mensch unbewußt guten Zwecken dienen; man sagt dann nicht von ihm, daß er gute Absichten gehabt habe. Das Augenmerk ist überhaupt alles, worauf wir gespannt unsere Aufmerksamkeit richten, um nicht durch unpassende Mittel oder durch ungeschicktes Verfahren einen Zweck zu verfehlen, z. B. der dramatische Dichter soll sein Augenmerk auch auf die Bühnentechnik richten. „Heinrich Meyer ... der die Geschichte des Kolorits zum vorzüglichen Augenmerk behielt“ (Goethe, Gesch. d. Farbenl., Konf. d. Verf.).