192. Ausdruck¹⁾. Wort²⁾.
Ein Ausdruck in weitester Bedeutung ist1) ein jedes Zeichen, es sei ein hörbares, sichtbares und fühlbares, durch das man sein Inneres kund gibt. Ein Wort ist nur ein hörbares Zeichen. Ein Händedruck z. B. ist ein Ausdruck der Freundschaft. Doch gibt es auch hörbare Ausdrücke, die keine Worte sind. Ein Seufzer z. B. ist ein Ausdruck des Schmerzes, ein Jodler ein Ausdruck der Freude. Zum Worte gehört eine feste Lautvereinigung, der stets dieselbe Vorstellung zugrunde liegt. Daher sind die Wörter nur denen verständlich, welche die Sprache kennen, zu der sie gehören, und sie müssen daher erst erlernt werden. Ausdruck kommt aber auch in engerer Bedeutung vor und zeigt dann die genaue Wiedergabe des Sinnes, des Gedankens oder der Empfindung an, der in einer Rede verborgen liegt. Daher sagt man: mit Ausdruck lesen, sprechen, vortragen, singen usw. „Melodie und Ausdruck gefielen unserm Freunde besonders, ob er gleich die Worte nicht alle verstehen konnte.“ Goethe, Wilh. Meist. Lehrj. III, 1. Endlich bezeichnet Ausdruck auch das Wort nach seinem Gedankeninhalte, nach dem, was durch dasselbe und wie es ausgedrückt wird, z. B. ein guter, steifer, plumper, gefälliger, gewählter, glücklicher usw. Ausdruck. Ein guter Redner weiß die angemessensten Ausdrücke aus dem Wortschatze der Sprache zu finden. So wie Wort und Ausdruck in engerer Bedeutung verschieden ist, ebenso ist auch reden und sich ausdrücken verschieden. Das gemeine Volk versteht zwar die Kunst nicht, korrekt, zierlich und angenehm zu reden; aber es weiß oft, sich mit mehr Stärke und Wärme auszudrücken, als der gelehrteste Redner.