60. Äußerlich¹⁾. Auswendig²⁾. Außen³⁾. Außer⁴⁾. Außerhalb⁵⁾.
Außen und außer sind ursprünglich Weiterbildungen von aus (wie innen und inner von in usw.) und bezeichnen allgemein, daß sich etwas nicht innerhalb des vom Sprechenden gedachten Gegenstandes befindet. Außen wird gegenwärtig nur als Adverbium gebraucht (z. B. Außen ist manches schön und glänzend, was innen unschön und schmutzig ist); namentlich sagt man: von außen, nach außen. „Dieser Wirkung nach außen (der Tat) folgt unmittelbar eine Rückwirkung, es sei nun, daß Liebe uns zu fördern suche oder Haß uns zu hindern wisse“ (Goethe, Spr. i. Pr. 1031). Außer wird nur als Präposition oder Konjunktion verwandt, darin besteht der Unterschied zwischen diesen Wörtern. Man sagt: Suche dein Glück nicht außer dir, sondern in dir; das Gebäude liegt außer der Stadt usw. Auf geistige Verhältnisse übertragen nimmt außer die Bedeutung des Ausgeschlossen-, des Ausgenommenseins an, z. B. „Wir leiden alle am Leben, wer will uns, außer Gott, zur Rechenschaft ziehen!“ (Goethe, Spr. i. Pr. 426). Als Konjunktion steht es in Sätzen, wie: Er hatte nichts einzusetzen, außer einen guten Namen und die Ehre; namentlich in Verbindungen: außer wenn, außer daß. Außerhalb, äußerlich, auswendig sind erst wieder Zusammensetzungen mit außen und außer. Außerhalb (eig. auf der Außenseite, Gegens. innerhalb) tritt als Präposition sehr oft für außer in der sinnlichen Bedeutung ein, das im Veralten begriffen ist und im eigentlichen Sinne fast nur noch mit Personalpronomina verbunden wird (außer mir, außer dir, außer sich usw.). So kann ich auch sagen: Das Gebäude liegt außerhalb der Stadt. Doch deutet außerhalb zuweilen auch eine geringere Entfernung an, als außer, so daß z. B. außerhalb des Schlosses zugleich mit heißen kann: in der Nähe des Schlosses. Auch das Adv. wird außerhalb gebraucht für das veraltende außen. So sagt man: Er befindet sich außerhalb statt außen, wenn man das volkstümliche draußen (aus dar-außen) oder haußen (aus hier-außen, mhd. hûze, aus hie ûze) vermeiden will. Doch ist draußen auch in die gute Sprache vorgedrungen, nur haußen wird gemieden. ("Draußen im Weltall.“ Goethe Spr. i. Pr. 785.) „Von drinnen und draußen“ heißt eine Gedichtsammlung von Johannes Trojan. Auswendig (d. i. nach außen gekehrt, von wenden herzuleiten, mhd. ûzwendic, ahd. ist das Wort noch nicht vorhanden; Gegens. inwendig) wird als Adjektivum, besonders aber als Adverbium gebraucht und heißt nur: auf der Außenseite, das nach außen Gewendete, z. B. ein Haus auswendig abputzen. Namentlich wird es, auf Geistiges übertragen, mit lernen usw. verbunden und bedeutet dann: etwas so lange lernen, bis man nicht mehr ins Buch zu sehen braucht (wo der Engländer by heart, der Franzose par cœur sagt). Ursprünglich wurde auswendig in dieser geistigen Bedeutung nur mit können verbunden; doch ist diese abstrakte Wendung: etwas auswendig (d. i. äußerlich, ohne Einsicht ins Buch) können erst neuhochdeutsch. Äußerlich ist überhaupt alles, was sich auf das Äußere eines Dinges bezieht. So nennt man einen Menschen äußerlich gesund, wenn sein Äußeres den Eindruck der Gesundheit macht; man spricht von einem äußerlichen Wesen, wenn jemand überall bloß auf den äußeren Schein Wert legt. Von einer Medizin, die zum Einreiben dient, sagt man: sie ist für den äußerlichen Gebrauch bestimmt; für den innerlichen Gebrauch dagegen dient diejenige, welche eingenommen werden soll.